Stimm- und Atemarbeit beim Hohlkreuz

Bei einem sogenannten Hohlkreuz ist das Becken nach vorne gekippt, die Beckenbodenebene senkt sich dadurch nach vorne ab.

Der Oberkörper verlagert sich im Bemühen um das Gleichgewicht nach hinten, dadurch hebt sich die Zwerchfellebene nach vorne an. Die Kehlebene ist meist wieder nach vorne gesenkt. Aus einer solchen Fehlhaltung ergeben sich starke Festhaltungen in der Rückenmuskulatur, die den Atemraum am hinteren Zwerchfell einschränken. Des Weiteren ist das Zwerchfell selbst festgehalten, was sowohl seine Einatemfunktionen beschränkt, als auch seinen Spannungszustand beim Singen verschlechtert (Tonstütze).

Ebenso wird die Bauchmuskulatur durch die nach vorne gerichtete Einatembewegung überdehnt und kann ihrer Ausatemfunktion schlechter nachkommen. Auch dadurch leidet die Tonstütze.

Eine schiefe Kehlebene indessen wirkt sich negativ auf die muskulären Aktivitäten der Stimme aus, führt zu unnötigen Hilfsspannungen des Stimmapparates und der Halsmuskulatur, was sowohl die Stimmentfaltung, als auch die Artikulation behindert.

Die Bedeutung von Kehlebene und Zwerchfell ist für das Singen hinlänglich bekannt und damit ein im Gesangsunterricht oft bearbeitetes Feld. An diesen Ebenen losgelöst vom Körperkontext in horizontal richtender Weise zu arbeiten ist allerdings kaum möglich, da Kehlebene und Zwerchfell ihre saggitale Ausrichtung in den allermeisten Fällen in Korrespondenz zu der Beckenneigung finden. Das heißt, im Bemühen um Ausgleich zu einem nach vorne oder hinten gekippten Becken. Die Wurzel des Übels liegt also in der Beckenneigung und es muss mit der Arbeit hier begonnen werden.

Im Becken findet sich der muskuläre Beckenboden. Er bildet als dritte Zwischenebene ein Schwingungsgefüge mit Kehle und Zwerchfell. Aus diesem Grund bietet die Arbeit am muskulären Beckenboden eine gute Möglichkeit, um indirekt an den beiden anderen Ebenen zu arbeiten. Ein Hauptproblem vieler Sänger liegt in einer zu hoch gezogenen Kehlebene. Dadurch wird die grundtönige  Verstärkung der Primärschwingung verhindert und der Stimme mangelt es an Volumen. Den Kehlkopf willkürlich zu entspannen und sinken zu lassen, wird von vielen Schülern als schwierig und übeintensiv empfunden. Sehr unterstützend ist es da, den Beckenboden zu lösen und tonisierend daran zu arbeiten.

Dieses Lösen des Beckenbodens wirkt indirekt durch das Gefüge, das die Zwischenebenen bilden, stark lösend auf Kehl- und Zwerchfellebene. Es gelingt den Schülern auf diesem Wege meist leichter und schneller, da der Beckenboden so enerviert ist, dass er sehr deutlich in die Empfindung kommen kann. Das Zwerchfell hingegen ist fast ausschließlich vegetativ enerviert und damit wenig empfindungsbewusst.

Die Kehlebene wiederum kann in die Empfindung kommen und das ist für die weitere Arbeit an der Stimme auch sehr notwendig. Die für das Singen angestrebte entspannte, tiefe Kehlkopfstellung zu finden, bei gleichzeitig hoch tonisiertem Zwerchfell und/oder Beckenboden ist meiner Erfahrung nach nicht möglich.

Für die Arbeit am Beckenboden bietet die Stimm- und Atemarbeit viele Übungen an.

Die Arbeit am Beckenboden schließt auch den Kontakt zum Boden mit ein. Ein guter Kontakt zum Boden scheint mir für Sänger auch wegen der damit einhergehenden seelischen Stabilisierung für unumgänglich.

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